Schifa-Krankenhaus: Israelische Armee besetzt Teil des umkämpften Schifa-Krankenhauses (2024)

In einer "gezielten Operation" gegen die Hamas ist das israelische Militär in das Krankenhaus im Gazastreifen eingerückt. Augenzeugen schilderten Schüsse und Explosionen.

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Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, AP, AFP, tst, kzi

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Israelische Soldaten sind in einer gegen die Hamas gerichteten Aktion in dieSchifa-Klinik im Gazastreifen eingedrungen. Basierend auf Geheimdienstinformationen und "einer operativen Notwendigkeit" hätten Einsatzkräfte "eine präzise und gezielte Operation gegen die Hamas in einem bestimmten Bereich im Schifa-Krankenhaus" durchgeführt, teilte das Militär in der Nacht auf X mit. Zudem würden Schritte unternommen, damit Zivilisten nicht zu Schaden kämen, zitierte die Nachrichtenagentur dpa das Militär. Israel und die USA vermuten unter dem Krankenhausgelände eine Kommandozentrale der Terrororganisation.

Mehrere Hamas-Terroristen wurden dem israelischen Militär zufolge bei dem Angriff getötet. "Bevor unsere Soldaten in das Krankenhaus vordrangen, waren sie mit Sprengstoffsätzen und Gruppen von Terroristen konfrontiert", hieß es. Bei folgenden Kämpfen seien mehrere Terroristen getötet worden. Im israelischen Armeeradio war von fünf Toten die Rede. Zudem seien in der Klinik Waffen gefunden worden, hieß es.

Die Soldaten besetzten nach Angaben der Hamas den Keller. "Die Besatzungsarmee ist jetzt im Keller und durchsucht ihn. Sie sind im Inneren des Komplexes, schießen und werfen Sprengsätze", sagte der Sprecher der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza,Aschraf al-Kidra.

Augenzeugen berichten von Schüssen und Explosionen

Internationale Medien zitierten Augenzeugen, wonach Schüsse und Explosionen zu hören gewesen sind. ZahlreicheSoldaten seien eingerückt, mindestens sechs Panzer an der Aktion beteiligt gewesen."Das Feuer ist heftig", zitierte der arabische Nachrichtensender Al Jazeera einen Chirurgen. Die chirurgische Abteilung sei besetzt, hieß es. Die britische BBC zitierte einen Augenzeugen, der den Einsatz von Rauchbomben schilderte.

An dem Einsatz beteiligt sind laut israelischem Militär medizinische Teams und Arabisch sprechende Personen, die eine spezielle Ausbildung durchlaufen haben, um sich auf diese komplexe und sensible Umgebung vorzubereiten. Man habe nicht die Absicht, Zivilisten Schaden zuzufügen, hieß es.

Vor Beginn der Aktion hatte Israel die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde im Gazastreifen vor dem Einsatz gewarnt. Ein Sprecher der palästinensischen Gesundheitsbehörde bestätigte das.

USA kommentieren Einsatz nicht

Die Hamas teilte laut Al Jazeera mit, sie halte "die Besatzung (gemeint ist Israel) und Präsident Biden für den Überfall der Besatzungsarmee auf den medizinischen Komplex Al-Schifa voll verantwortlich". Mit ihrer Darstellung, die Hamas nutze Krankenhäuser als Verstecke und Kommandozentralen, habe die Regierung in Washington Israel "grünes Licht" für den "Überfall" gegeben, hieß es von der Hamas.

In den USA sagte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, das Präsidialamt werde keine anhaltende Militäroperation des Verbündeten Israel kommentieren. Das Weiße Haus unterstütze aber keine Luftangriffe auf Krankenhäuser und wolle keine Feuergefechte in Kliniken sehen.

Das israelische Militär hat eigenen Angaben zufolge die Klinik mit medizinischer Ausrüstung beliefert. Brutkästen, Babynahrung und andere medizinische Hilfsgüter hätten das Krankenhaus erreicht, teilte die Armee auf X mit.

Zentrale der Hamas im Schifa-Krankenhaus vermutet

Das Krankenhaus ist am Wochenende weitgehend evakuiert worden. Wie viele Menschen sich noch in dem Komplex befinden, ist schwer zu sagen. Der britische Guardian zitierte am Dienstag die Chefin der Chirurgie, es seien am Samstag noch 15.000 Schutzsuchende dort gewesen, nachdem schon Tausende hätten fliehen können. Die WHO sprach am Dienstag von 1.500 Schutzsuchenden, also einem Zehntel. Nach UN-Angaben wiederum befinden sich mindestens 2.300 Patienten, Mitarbeiter und vertriebene Zivilisten in der Einrichtung.

Die Israelis vermuten in dem Krankenhaus eine Zentrale der Hamas-Terroristen. Ein Sprecher der israelischen Armee sagte CNN, das Krankenhaus und der Komplex seien für die Hamas "ein zentraler Knotenpunkt ihrer Operationen, vielleicht sogar das schlagende Herz und vielleicht sogar ihr Schaltzentrale". Am Dienstag hatte die Armee ein Video präsentiert, das belegen sollte, dass im Keller des Rantisi-Krankenhauses in Gaza die Hamas eines ihrer Quartiere unterhalten und dort auch Geiseln festgehalten hatte.

US-Geheimdienstquellen bestätigten indes die israelischen Angaben zur Hamas-Zentrale im Schifa-Krankenhaus. Die Hamas und der Islamische Dschihad "betreiben einen Kommando- und Kontrollknotenpunkt von Al-Schifa in Gaza-Stadt aus", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. Die Hamas-Kämpfer hätten dort "Waffen gelagert und sind darauf vorbereitet, auf eine israelische Militäroperation (...) zu reagieren".

Nach UN-Angaben nimmt im nördlichen Gazastreifen inzwischen nur noch ein Krankenhaus Patienten auf. Das Al-Ahli-Arabi-Krankenhaus in Gaza-Stadtsei als einziges noch im Minimalbetrieb, teilte das UN-Nothilfebüro Ocha mit. "Alle anderen haben den Betrieb wegen eines Mangels an Strom, medizinischem Material, Sauerstoff, Essen und Wasser eingestellt." Die Lage werde "verschlimmert durch Bombardements und Kämpfe in ihrer Umgebung". Im Al-Ahli-Arabi-Krankenhaus seien derzeit etwa 500 Patienten untergebracht.

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